Die Anspruchsgruppen (Stakeholder) einer ICT-Organisationseinheit sind vielfältig und haben unterschiedliche Interessen, Einflussmöglichkeiten und Macht, die den Grad ihres Einbezugs in die Entwicklung der ICT-Strategie bestimmen. Jede dieser Gruppen hat spezifische Erwartungen an die ICT-Abteilung, und ihre Position im Unternehmen oder im Markt gibt ihnen unterschiedliche Macht, auf die strategische Ausrichtung Einfluss zu nehmen.

Geschäftsleitung

EigenschaftenInteressenMachtEinbezug
Die Geschäftsleitung oder das Top-Management stellt die zentrale Führungsebene des Unternehmens dar und hat den grössten Einfluss auf die gesamte Unternehmensstrategie, einschliesslich der ICT-Strategie.Effizienzsteigerung, Kostensenkung, Beitrag zur Erreichung der Unternehmensziele, Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, Innovationsförderung, Risikomanagement.Sehr hoch – Die Geschäftsleitung hat direkte Entscheidungsbefugnisse über die strategische Ausrichtung der ICT-Abteilung und deren Budget. Sie definiert die allgemeinen strategischen Ziele, auf deren Basis die ICT-Strategie entwickelt wird.Sehr hoch – Die ICT-Strategie muss eng an die Gesamtstrategie des Unternehmens angelehnt sein, um sicherzustellen, dass technologische Entscheidungen das Unternehmen bei der Erreichung seiner Ziele unterstützen.

Fachabteilungen

EigenschaftenInteressenMachtEinbezug
 Verschiedene Geschäftsbereiche und Fachabteilungen innerhalb des Unternehmens, wie Finanzen, Marketing, Vertrieb, Produktion oder Logistik, die auf ICT-Dienstleistungen angewiesen sind, um ihre operativen Aufgaben zu erfüllen. Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der ICT-Systeme, benutzerfreundliche Anwendungen, massgeschneiderte ICT-Lösungen für spezifische Anforderungen, schnelle Reaktionszeiten des ICT-Supports, Kosteneffizienz. Mittel bis hoch – Geschäftsbereiche haben häufig Einfluss auf die Prioritäten und Anforderungen an die ICT, da sie klar definierte Bedürfnisse haben, die erfüllt werden müssen, um ihre eigenen operativen Ziele zu erreichen. Hoch – Da die ICT-Dienste direkt die Effizienz und Produktivität der Fachabteilungen beeinflussen, müssen ihre Anforderungen und Wünsche bei der Entwicklung der ICT-Strategie berücksichtigt werden. Eine enge Abstimmung zwischen ICT und Fachabteilungen ist erforderlich.

Mitarbeiter der ICT-Abteilung

EigenschaftenInteressenMachtEinbezug
Das ICT-Personal selbst, einschliesslich Entwickler, Systemadministratoren, Netzwerkmanager und Support-Mitarbeiter, die die ICT-Dienstleistungen bereitstellen und verwalten. Zugriff auf moderne Technologien und Tools, Weiterbildungsmöglichkeiten, effiziente Prozesse, stabile Systeme, klare strategische Ausrichtung der ICT-Organisation. Mittel – Die ICT-Mitarbeiter haben direkten Einfluss auf die Umsetzung der ICT-Strategie und spielen eine zentrale Rolle in der operativen Effizienz der ICT. Ihr technisches Know-how ist entscheidend, aber ihre strategische Macht ist oft geringer als die der Geschäftsleitung. Mittel – Ihre Expertise sollte bei der technischen Bewertung und der Identifizierung von Innovationsmöglichkeiten einbezogen werden. Sie wissen am besten, welche Technologien und Systeme die strategischen Ziele technisch unterstützen können.

Endnutzer / Mitarbeiter des Unternehmens

EigenschaftenInteressenMachtEinbezug
Alle Mitarbeiter des Unternehmens, die auf ICT-Services angewiesen sind, um ihre täglichen Arbeitsaufgaben zu erfüllen.Benutzerfreundlichkeit, Zuverlässigkeit und schnelle Verfügbarkeit von IT-Services, Zugang zu Support und schnelle Problembehebung, mobile und flexible Arbeitsmöglichkeiten (z.B. Homeoffice, BYOD – Bring Your Own Device).Gering bis mittel – Endnutzer haben in der Regel wenig direkte Macht über strategische Entscheidungen, aber ihre Zufriedenheit mit den ICT-Diensten kann Einfluss auf die Wahrnehmung der ICT-Abteilung und deren strategische Prioritäten haben. Ein hoher Grad an Unzufriedenheit könnte Druck auf die ICT-Organisation ausüben, ihre Strategie anzupassen.Mittel – Um eine hohe Benutzerakzeptanz und reibungslose Arbeitsabläufe sicherzustellen, sollten die Bedürfnisse und Erwartungen der Endnutzer in die Strategie einfliessen. Benutzerfreundliche Lösungen und effektive Supportstrukturen müssen dabei priorisiert werden.

Externe Partner und Dienstleister

EigenschaftenInteressenMachtEinbezug
Externe IT-Dienstleister, Cloud-Anbieter, Softwareentwickler, Beratungshäuser oder Lieferanten, die spezielle Technologien, Lösungen oder Beratungsleistungen für die ICT-Abteilung bereitstellen.Langfristige Partnerschaft, Erweiterung der Geschäftsbeziehungen, regelmässige Aufträge, Einbindung in Projekte, gegenseitige Wertschöpfung.Mittel bis hoch – Externe Dienstleister können durch ihre technologische Expertise oder die Bereitstellung von Schlüsseltechnologien wie Cloud-Lösungen, Cybersecurity-Services oder Softwareentwicklung massgeblich Einfluss auf die technische Ausrichtung der ICT nehmen.Mittel – Externe Partner sollten bei der Identifizierung von technologischen Trends, besten Praktiken und der Implementierung neuer Lösungen einbezogen werden. Ihre Zusammenarbeit mit der ICT-Abteilung ist oft entscheidend für den erfolgreichen Rollout neuer Systeme und Technologien.

Kunden des Unternehmens

EigenschaftenInteressenMachtEinbezug
Die externen Kunden des Unternehmens, die die Endprodukte oder Dienstleistungen des Unternehmens kaufen und nutzen. Ihr Feedback und ihre Anforderungen wirken sich indirekt auf die ICT-Strategie aus, insbesondere wenn ICT-Dienste integraler Bestandteil des Produkts oder der Dienstleistung sind (z.B. digitale Produkte, E-Commerce-Plattformen, Apps).Hohe Verfügbarkeit der digitalen Dienste, Datensicherheit, schneller und einfacher Zugang zu Online-Services, reibungsloser Bestell- oder Transaktionsprozess, personalisierte digitale Erlebnisse.Hoch – Kunden haben durch ihre Kaufkraft und Marktmacht einen grossen Einfluss auf die Geschäftsstrategie des Unternehmens, was wiederum die Anforderungen an die ICT beeinflusst, um wettbewerbsfähige digitale Angebote zu schaffen.Mittel bis hoch – Wenn digitale Dienstleistungen ein wesentlicher Bestandteil des Produkts sind, sollte die ICT-Strategie stark auf Kundenerwartungen und Markttrends ausgerichtet sein, um ein positives Kundenerlebnis zu gewährleisten.

Regulierungsbehörden und Gesetzgeber

EigenschaftenInteressenMachtEinbezug
Nationale und internationale Regulierungsbehörden, die Vorschriften für Datenschutz, IT-Sicherheit und Branchenstandards festlegen. Einhaltung der Gesetze und Vorschriften, wie z.B. DSGVO, SOX, HIPAA, und anderer rechtlicher Rahmenwerke, die den Schutz personenbezogener Daten und die IT-Sicherheit betreffen.Hoch – Regulierungsbehörden haben die Macht, durch gesetzliche Vorgaben direkten Einfluss auf die ICT-Strategie zu nehmen, indem sie die Einhaltung von Compliance-Vorgaben vorschreiben. Nicht-Einhaltung kann zu Strafen oder rechtlichen Konsequenzen führen.Hoch – Regulatorische Anforderungen müssen streng beachtet werden, da Verstösse erhebliche rechtliche und finanzielle Folgen haben können. Die ICT-Strategie muss Compliance-Richtlinien einhalten und Sicherheitsstandards implementieren, um den gesetzlichen Vorgaben zu entsprechen.

Aktionäre / Investoren

EigenschaftenInteressenMachtEinbezug
Aktionäre oder Investoren, die Kapital in das Unternehmen eingebracht haben und daran interessiert sind, dass das Unternehmen profitabel arbeitet und langfristig wächst.Maximierung der Rendite auf ihre Investitionen, Erhöhung des Unternehmenswertes, strategische Innovationsförderung, Effizienzsteigerung durch ICT-Optimierung.Mittel bis hoch – Aktionäre und Investoren können durch ihre finanzielle Beteiligung und Einflussnahme auf die Unternehmensführung indirekten Druck ausüben, die ICT-Strategie an den Gesamtzielen und Erwartungen der Investoren auszurichten.Mittel – Investoren und Aktionäre erwarten, dass ICT-Investitionen zu nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen und einer positiven Rendite führen. Die ICT-Strategie sollte deshalb auf Effizienzsteigerung und Kostenoptimierung sowie auf Wachstumsförderung durch innovative Technologien ausgerichtet sein.

Ein erfolgreicher ICT-Strategieprozess erfordert die Koordination der Interessen dieser Stakeholder, um sicherzustellen, dass die ICT-Dienste kosteneffizient, innovativ und auf die Bedürfnisse des gesamten Unternehmens und seiner externen Partner abgestimmt sind.