Strategisches ICT-Management befasst sich damit, wie die Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) langfristig in Unternehmen oder Organisationen ausgerichtet wird, um Wert zu schaffen, Leistungen (Services) optimal zu steuern und gleichzeitig Kosten zu kontrollieren. Die ICT wird dabei nicht nur als operatives Hilfsmittel betrachtet, sondern als strategischer Erfolgsfaktor für das Unternehmen.

Die grundlegenden Ziele des strategischen ICT-Management für das Unternehmen sind:

  • Steigerung des Wertbeitrag (ICT soll die Geschäftsstrategie und -ziele aktiv unterstützen oder sogar neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen (Digitalisierung, Plattform-Geschäftsmodelle, Data Analytics etc.).)
  • Steuern von Leistungen / Services (Die gelieferten ICT-Services müssen qualitativ (z.B. Verfügbarkeit, Sicherheit) und quantitativ (z.B. Kapazität, Kosten) gesteuert und optimiert werden.)
  • Kosten senken und Investitionen optimieren (Mittels Kostenmanagement und Portfoliosteuerung sollen ICT-Ressourcen effizient genutzt und Budgets auf wertschöpfende ICT-Projekte verteilt werden.)

Das strategische ICT-Management ermöglicht dem Unternehmen:

  • Ganzheitlicher Ansatz (ICT-Entscheidungen werden nicht rein technikgetrieben, sondern unternehmensstrategisch getroffen (Business-IT-Alignment))
  • Transparenz über Leistung und Kosten (Geeignete Steuerungsinstrumente (IT-BSC, KPIs, Servicekataloge) Sicht auf Ausgaben und Servicequalität)
  • Flexibilität und Agilität (Definierte ICT-Architektur und Roadmap ermöglichen schnellere Anpassungen an Marktveränderungen.
  • Kostenreduktion (Portfolio- und Lifecycle-Betrachtung und Sourcing-Strategien helfen ineffiziente, überalterte IT-Landschaften abzubauen und Synergien zu nutzen)
  • Innovationsförderung (Strategische Partnerschaften (Start-ups, Cloud-Provider), Pilotprojekte oder Labs helfen, neue Technologien (z.B. KI, IoT) frühzeitig zu testen und gezielt einzusetzen)

Kernkomponenten des strategischen ICT-Management

KomponenteBeschreibungMethode / Werkzeug
Strategische Ausrichtung (Strategic Alignment)Die ICT-Strategie wird direkt aus der Geschäftsstrategie abgeleitet. Dabei gilt es, die Unternehmensziele und -prozesse zu verstehen und ICT-Services so auszurichten, dass sie den maximalen Beitrag leisten. – Balanced Scorecard (speziell adaptiert für IT)Enterprise Architecture Management (EAM) zur Harmonisierung von Geschäftsprozessen und ICT-Systemen
– Strategic Alignment Model (SAM) zur Verknüpfung von Business und IT
Wertbeitrag und Innovation (Value Management)ICT-Investitionen sollen ökonomisch sinnvoll sein und zugleich Innovationspotenziale erschliessen. – IT-Wertbeitragsanalysen (ROI, Total Economic Impact)Business-Case-Berechnungen vor grossen ICT-Projekten
– IT Portfolio Management: Bewertung vorhandener Systeme und geplanter Projekte nach strategischer Relevanz und Wirtschaftlichkeit
ICT-Governance und Steuerung (Governance & Performance Management)Governance stellt sicher, dass ICT-Entscheidungen transparent, kontrolliert und zielorientiert ablaufen. – Organisation & Gremien: Einrichtung eines IT-Steering-Committees, das über Projekte, Budgets und Prioritäten entscheidet.
– IT-Prozessmodelle: Anwendung von Standards wie ITIL, COBIT oder ISO 20000 zur systematischen IT-Prozesssteuerung.
– Service Level Management (SLM): Vereinbarung von SLAs, Überwachung von Leistung/KPIs.
Kosten- und Ressourcenmanagement (Cost & Resource Management)Zweckgerichtete Planung und Verteilung von ICT-Budgets, Personalressourcen sowie Infrastruktur (z.B. Cloud vs. On-Premises).– Activity-Based Costing (ABC) oder Value-Based IT-Controlling
– Chargeback-Modelle (Verrechnung der IT-Kosten an Fachbereiche)
– Sourcing-Strategien (Make-or-Buy, Outsourcing, Cloud-Services)
ICT-Architektur und Technologie-PortfolioDas strategische ICT-Management definiert, welche Technologien (Software, Hardware, Plattformen) unter welchen Standards zum Einsatz kommen. Dies erfolgt über eine langfristige Architektur- und Technologie-Roadmap.– Vereinfachung der Systemlandschaft (Reduzierung von Redundanzen, klar definierte Schnittstellen).
– Förderung von technologischer Agilität (Modularität, Cloud Readiness).
– Vermeidung von Lock-in-Effekten
Risiko- und Sicherheitsmanagement (Risk & Security)Auf strategischer Ebene muss definiert werden, wie mit Risiken (z.B. Cyber Security, Datenschutz, Systemausfälle) umgegangen wird. – Security Governance (Policy, Standards, ISO 27001)
– Risikomanagement-Prozess (Identifikation, Bewertung, Gegenmassnahmen)
– Notfallkonzepte und Business Continuity Management (BCM)

Vorgehensmodell

Um Strategisches ICT-Management systematisch zu planen und umzusetzen, kann man ein iteratives Vorgehensmodell anwenden, das sich an nachfolgenden Phasen orientiert.

PhaseBeschreibung
Analysephase– Geschäftsstrategie verstehen: Welche Ziele verfolgt das Unternehmen (Wachstum, Effizienz, Innovation)?
– ICT-Status quo erheben: Bestehende Systemlandschaft, Kostenstrukturen, Prozessreifegrad (z.B. ITIL), bestehende Outsourcing-Verträge, Security-Gaps.
– Stakeholder-Anforderungen: Erwartungen der Fachbereiche, Top-Management, Kunden und Partner.
Zielbild und Strategieentwicklung– Visionsbildung: Wo soll die ICT in 3–5 Jahren stehen (Technologie-Roadmap, Cloud-Strategie, Applikationsportfolio)?
– Handlungsfelder ableiten: Aus den strategischen Lücken (Gap-Analyse) ergeben sich Initiativen (z.B. Ablösung veralteter Legacy-Systeme, Einführung neuer Collaboration-Plattformen).
– Roadmap und KPIs: Festlegung von Meilensteinen, klaren Kennzahlen und Verantwortlichkeiten.
Operationalisierung und Umsetzung– Programm- und Projektportfoliomanagement: Umsetzung der definierten ICT-Initiativen (z.B. Digitalisierungsprojekt, ERP-Einführung, Security-Upgrade).
– Organisatorische Anbindung: Einrichtung eines ICT-Management-Offices oder IT-Steering Committees.
– Change Management: Bei grossen Veränderungsprojekten die Einbindung von Mitarbeitenden sicherstellen (neue Prozesse, neue Rollen).
Monitoring und Review– Performance-Messung: Regelmässige Messung zentraler KPIs (Kosten pro User, SLA-Erfüllung, Innovationsbeitrag).
– Value Tracking: Sicherstellung, dass geschaffene ICT-Lösungen wirklich Wert stiften (z.B. Kostenersparnis, Umsatzsteigerung, Kundenbindung).
– Strategie-Review: Regelmässige Anpassung der ICT-Strategie an veränderte Geschäftsanforderungen (mind. jährlich).

Das strategische ICT-Management vereint Wertsteigerung, Leistungssteuerung und Kostenoptimierung zu einem ganzheitlichen Management-Ansatz. Es ermöglicht:

  • Business-IT-Alignment (Enge Verzahnung der ICT mit den übergeordneten Unternehmenszielen.)
  • Wertorientiertes Handeln (ICT-Investitionen werden anhand von Business Cases, Nutzenanalysen und Technologie-Portfoliomanagement gesteuert.)
  • Strukturierte Governance (Klar definierte Prozesse, Rollen und Gremien (Steering Committees, Service Level Management))
  • Nachhaltige Entwicklung (Langfristige Roadmaps und Architekturvorgaben sichern Stabilität und Innovationsfähigkeit)

Mit dem Konzept strategische ICT-Management wird ICT zum strategischen Partner des Business – statt nur „Service Provider“. So können Unternehmen im digitalen Zeitalter Wettbewerbsvorteile erzielen und sich auf zukünftige Marktveränderungen besser vorbereiten.